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Erstveröffentlichung:  
29.09.2025
Letzte Aktualisierung:  
29.09.2025

Der Traum vom Neustart – aber um welchen Preis? Wann sich der Einstieg in ein Startup lohnt

Immer mehr Führungskräfte spielen mit dem Gedanken, ihre etablierte Konzernkarriere gegen den Einstieg in ein Startup einzutauschen. Die Gründe erscheinen verlockend: weniger Bürokratie, mehr Gestaltungsfreiheit, die Chance, ein junges Unternehmen aktiv „mitzuformen“ – und nicht zuletzt der Reiz des unternehmerischen Abenteuers.

TV-Formate wie „Die Höhle der Löwen“ verstärken diese Faszination: Gründer voller Tatendrang, Investoren, die spontan Millionen zusagen, eine Atmosphäre, die pure Lebendigkeit ausstrahlt. Doch so verheißungsvoll der Gedanke klingt, so riskant kann die Umsetzung sein. Gerade für erfahrene Top-Manager stellt sich die entscheidende Frage: Wann lohnt sich der Einstieg in ein Startup wirklich – und wann wird er zum Karrierekiller?

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

Der Reiz der Startup-Welt: Zwischen Freiheit und Überforderung

Viele Top-Manager fühlen sich von der Startup-Szene magisch angezogen. Nach Jahren oder Jahrzehnten in hierarchischen Konzernstrukturen lockt die Vorstellung, Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, Ideen direkt umzusetzen und nicht mehr in endlosen Abstimmungsschleifen festzuhängen. Die Sehnsucht nach „Leben pur“ ist stark – der Wunsch, wieder spürbar etwas zu bewegen.

Doch die Realität sieht oft anders aus: Statt unternehmerischer Freiheit wartet auf Führungskräfte in Startups häufig ein Alltag voller Unsicherheiten, Ressourcenmangel und permanenter Improvisation. Wer als COO mit 1.000 Mitarbeitern im Rücken agierte, muss plötzlich selbst den Drucker reparieren, Kaltakquise betreiben und operative Detailarbeit erledigen – vom strategischen Gestalter zum operativen Allrounder.

Zwischen Illusion und Realität: Typische Motive und Missverständnisse

Was Top-Manager antreibt

Viele Führungskräfte hegen ähnliche Hoffnungen beim Startup-Einstieg:

  • Mehr bewegen: Endlich eigene Ideen durchsetzen und sichtbar gestalten, ohne Konzernbremsen
  • Jüngeres, dynamisches Umfeld: Mit kreativen Teams arbeiten, die „digital native“ sind und agile Methoden leben
  • Unternehmerisches Flair: Den Traum verwirklichen, nicht nur Manager, sondern auch Unternehmer und Gestalter zu sein
  • Raus aus der Komfortzone: Nach Jahren stabiler Strukturen wieder das Abenteuer spüren

Die häufigsten Trugschlüsse

Hinter diesen nachvollziehbaren Motiven lauern jedoch erhebliche Risiken:

  • Unterschätzte Ressourcenprobleme: Ohne klare, langfristige Kapitalzusage wird aus Gestaltungsfreiheit schnell ein täglicher Kampf ums finanzielle Überleben des Unternehmens
  • Falsches Rollenverständnis: Die Erwartung, strategisch zu führen, kollidiert mit der Realität, dass man zunächst alles selbst machen muss
  • Fehlende kulturelle Passung: Gründerteams arbeiten oft nach ganz anderen Logiken als gestandene Manager – Konflikte sind vorprogrammiert
  • Überschätzte Gestaltungsmacht: Amerikanische Muttergesellschaften oder Lead-Investoren diktieren häufig Strategien, statt den Manager wirklich gestalten zu lassen

Die drei entscheidenden Fragen vor dem Einstieg

Drei Fragen sind absolut entscheidend, bevor man in ein Startup einsteigt:

1. Ist das Team wirklich überzeugend?

Sympathie und Vertrauensbasis zählen mehr als die vermeintlich geniale Geschäftsidee. Die richtige Frage lautet: Würde ich freiwillig mit diesen Menschen Abendessen gehen? Ergänzen sich die Gründer gut? Haben sie das nötige Know-how – oder nur eine Idee? Die Chemie im Team entscheidet über Erfolg oder Scheitern.

2. Kann ich einen echten Beitrag leisten?

Geld allein genügt nicht – gefragt sind Branchenexpertise, Vertriebspower, technologisches Know-how oder belastbare Netzwerke. Wer nur Kapital einbringt, aber keine substanzielle operative oder strategische Unterstützung bieten kann, wird den Unterschied nicht machen.

3. Habe ich wirklich Lust auf das Abenteuer?

Ohne volle Begeisterung und echten unternehmerischen Drive wird man die unvermeidlichen Rückschläge nicht durchstehen. Startup bedeutet: 60-Stunden-Wochen, permanente Unsicherheit, ständige Pivots. Wer Sicherheit und Planbarkeit braucht, wird scheitern.

Die Regel ist eindeutig: Wenn eine dieser drei Fragen nicht klar mit „Ja“ beantwortet werden kann, lautet die Empfehlung: Finger weg!

Fünf typische Stolperfallen: Warum so viele scheitern

1. Überhöhte Bewertungen und unrealistische Erwartungen

Junge Gründer rufen Unternehmenswerte von mehreren Millionen auf – bei Monats-umsätzen von wenigen Tausend Euro. Diese Diskrepanz führt zu unrealistischen Erwartungen auf beiden Seiten und späteren Enttäuschungen.

2. Unklare Rollen und eingeschränkte Entscheidungsfreiheit

Die Realität in vielen Startups: Investoren, Board-Member oder amerikanische Muttergesellschaften diktieren Strategien. Der eingestellte Manager soll primär ausführen, nicht gestalten – ein fundamentaler Widerspruch zur ursprünglichen Motivation.

3. Massive finanzielle Risiken

Startups brauchen oft nicht 50.000 Euro, sondern Millionen. Wer eigenes Kapital investiert, muss mit dem Totalverlust rechnen. Die Erfolgsquote ist ernüchternd: Von zehn Startups entwickelt sich maximal eines zum echten Durchbruch, drei bis vier werden solide mittelständische Unternehmen, und bei drei bis vier droht der Totalverlust.

4. Der Karrierebruch im Lebenslauf

Ein gescheiterter Startup-Einstieg mit Anfang 30 ist verschmerzbar und wird als Lernphase gewertet. Mit Mitte 40 oder gar Anfang 50 hinterlässt er jedoch tiefe, oft irreparable Spuren. Der Wiedereinstieg ins Top-Management wird extrem schwierig – das berüchtigte „Nebengleis-Problem“.

5. Drastische Gehaltseinbußen

Die finanzielle Realität ist ernüchternd: Laut aktuellen US-Studien verdienen Vorstände in Startups durchschnittlich rund 75.000 US-Dollar – weit unter dem Niveau, an das Top-Manager gewöhnt sind. Variable Vergütungsbestandteile basieren auf Erfolgen, die oft nicht eintreten. Jahre relativer Unterfinanzierung sind die Regel, nicht die Ausnahme.

Praxisbeispiel: Der 47-jährige Logistik-Manager

Ein eindrückliches Beispiel: Ein 47-jähriger Leiter Operations aus der Logistikbranche, 15 Jahre Konzernerfahrung, wechselte in ein amerikanisches Startup für den Deutschland-Aufbau. Die Realität nach wenigen Monaten:

  • Keine Mitarbeiter, kein Budget für Einstellungen
  • Die US-Zentrale diktierte Strategie und Prozesse
  • Kein Vertriebshintergrund für die erforderliche Kaltakquise
  • Variables Gehalt basierte auf unrealistischen Zielen
  • Nach sieben Monaten: mentale Erschöpfung, schlaflose Nächte, akuter Ausstiegswunsch

Die Lösung: Rückkehr in den gehobenen Mittelstand – mehr Gestaltungsfreiheit als im Konzern, aber mit den vertrauten Strukturen und ohne das Startup-Chaos.

Für wen lohnt sich der Einstieg?

Der Startup-Einstieg kann sich lohnen für:

  • Junge Führungskräfte (30 – 40 Jahre): Wer noch Zeit hat, einen Fehltritt auszugleichen, kann vom Abenteuer profitieren – vor allem mit echtem unternehmerischen Risiko-Appetit
  • Manager mit Kapitalüberschuss: Wer Geld übrig hat, das er im Zweifel nicht braucht, kann als Business Angel investieren und Wissen einbringen
  • Karrierewechsler mit Unternehmergeist: Wer bewusst bereit ist, Sicherheit gegen Gestaltungsfreiheit einzutauschen und den finanziellen Verzicht verkraftet
  • Branchenexperten mit Netzwerk: Wer einen klaren Wettbewerbsvorteil einbringen kann und vom Startup dringend gebraucht wird

Für wen ist der Einstieg gefährlich?

Kritisch wird der Startup-Einstieg für:

  • Gestandene Top-Manager ab 45+: Hier droht das „Nebengleis-Problem“. Ein Ausflug ins Startup kann den Wiedereinstieg ins Top-Level dauerhaft verbauen
  • Risikovermeider: Wer finanzielle Verluste nicht verkraftet oder Planungssicherheit braucht, sollte die Finger davon lassen
  • Karrierebewahrer: Wer seinen Lebenslauf „makellos“ halten will, riskiert im Startup einen irreparablen Bruch
  • Manager ohne echten USP: Wer außer Geld nichts Substanzielles beisteuern kann, wird keinen Unterschied machen

Drei smarte Alternativen zum Startup-Einstieg

Wer Unternehmergeist ausleben möchte, muss nicht zwingend ins Hochrisiko-Startup gehen. Es gibt Alternativen, die weniger riskant und zugleich karriereförderlicher sein können:

1. Unternehmensnachfolge im etablierten Mittelstand

Übernahme eines profitablen Familienunternehmens – planbarer als ein junges Startup, aber mit echten Gestaltungsmöglichkeiten und bewährtem Geschäftsmodell.

2. Private-Equity-Engagement

Einstieg als Geschäftsführer in Beteiligungen, bei denen Restrukturierung und Wertsteigerung gefragt sind. Kombination aus unternehmerischer Freiheit und professionellem Hintergrund.

3. Hidden Champions im verdeckten Stellenmarkt

Viele mittelständische Marktführer suchen diskret Top-Manager. Diese Positionen bieten oft mehr Gestaltungsfreiheit als Konzernpositionen – ohne die Startup-Risiken. Über 70 % aller Top-Positionen werden so im sogenannten verdeckten Stellenmarkt vergeben.

Mit unserem 10-stufigen V&D-Prozess verschaffen wir unseren Kundinnen und Kunden Zugang zum verdeckten Stellenmarkt. Sprechen Sie uns bei Interesse gerne jederzeit an!

Fazit: Chancen nutzen, Risiken realistisch einschätzen

Der Einstieg in ein Startup ist kein Allheilmittel für Karrierefrustration, sondern ein Hochrisikospiel. Er kann Karrieren beschleunigen – oder nachhaltig beschädigen.

Die Erfolgsformel lautet: Prüfen Sie schonungslos, ob Team, eigener Beitrag und echte Begeisterung zusammenpassen. Fragen Sie sich ehrlich: Habe ich das Kapital, die Zeit, die Risikobereitschaft und das richtige Alter für dieses Abenteuer?

Wer jung ist, Kapital übrig hat und unbedingt gestalten will, kann profitieren. Wer jedoch seine Karriere auf Top-Level sichern möchte und auf finanzielle Stabilität angewiesen ist, sollte seine Alternativen ernsthaft prüfen.

Die wichtigste Weisheit zum Schluss: Ein Startup ist nur dann das richtige Sprungbrett, wenn alle drei Kernfragen mit einem überzeugten „Ja“ beantwortet werden können. In allen anderen Fällen ist es eher eine Stolperfalle mit langfristigen Karrierefolgen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst – Ihre Karriere wird es Ihnen danken.

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