Karriere Insights: Das Wissensmagazin für Top-Führungskräfte
Wer auf C-Level die Weichen neu stellt – aus der Position heraus oder nach einer Trennung –, sollte die Wahl seines Karriereberaters nicht dem Bauchgefühl überlassen. Da Top-Positionen nur noch sehr selten ausgeschrieben werden, wird vor allem derjenige erfolgreich sein, dem es gelingt, im verdeckten Stellenmarkt sichtbar zu werden – mittels präzisem Research, belastbarer Marktintelligenz, dem Zugang zu den wirklichen Entscheidern und einer Orchestrierung, die zügig in hochwertige Gespräche mündet. Dieser Leitfaden bündelt alle relevanten Kriterien, typische „Red Flags“ und Vertrags-/Budget-Checks, damit Ihre Karriere gut weitergeht und nicht abbricht.
Das nehmen Sie aus dem Artikel mit:
Gute Anbieter übersetzen Marktkenntnis in Vor-Ort-Wirkung: ein leistungsfähiges Inhouse-Research, klare Priorisierung der Zielfirmen und aktive Ansprache der richtigen Adressaten (Gesellschafterkreis, Aufsichtsrat, Holding-Ebene). Das ist aufwendig und erfordert Erfahrung; „Knöpfchen drücken“ in Datenbanken genügt hier nicht. Entscheidend ist die Kombination aus Research & aktivem Vertrieb und die saubere Verzahnung mit Ihrer Positionierung, Unterlagen und Interviewvorbereitung.
Substanz statt Bauchgefühl: Unternehmens- und Managementdossiers mit Fakten zu Gesellschaftern, Struktur, Bilanzen und Geschäftsmodell senken das Fehlgriffrisiko und stärken Ihre Verhandlungsposition bei konkreten Angeboten. Fragen Sie nach anonymisierten Beispielen und nach der Taktung, in der diese Dossiers geliefert werden.
Der offene Stellenmarkt liefert auf Top-Ebene zu wenig Volumen; entscheidend ist der verdeckte Markt – und dort der richtige Zeitpunkt. Professionelle Anbieter zielen bewusst auf die Phase der „latenten Vakanz“, also bevor eine Rolle offiziell entsteht oder ausgeschrieben wird. In dieser Phase ist der Wettbewerb geringer und die Gestaltungskraft höher.
Dafür braucht es laufende Marktsignale und Erfahrung, aus denen sich Vorhersagen über Vakanzen ableiten lassen. Statische Adresslisten oder generische Datenbankabfragen genügen nicht; die Auswertung kontinuierlicher Research-Arbeit und zahlreicher Informationen aus dem Markt ist der Hebel, der Timing-Vorteile schafft.
Executive-Search-Berater (Headhunter) können nur dann aktiv vermitteln, wenn ein Mandat (= Suchauftrag des Unternehmens) vorliegt. Ohne Mandat bleibt die Wirkung naturgemäß begrenzt – seriöse Searcher suchen keine Kandidaten „auf Vorrat“.
Wer die eigene Neupositionierung selbst vorantreiben will, braucht daher einen Ansatz aus Research & aktiver Ansprache („Inverses Headhunting“) statt Hoffen auf das nächste Headhunter-Mandat.
Klassisches Outplacement ist im Kern „Hilfe zur Selbsthilfe“ (Workshops, Tests, Adresslisten). Auf hoher Ebene greift das häufig zu kurz: Blindbewerbungen und Massenaussendungen laufen ins Leere, und Headhunter oder Unternehmen „ertrinken“ in unkoordinierten Initiativmails.
Ein spezialisierter Anbieter positioniert sich daher nicht als „Coach“, sondern als Umsetzer mit Research- und Vertriebsleistung („Inverses Headhunting“), der aktiv Türen öffnet.
Doppelrolle Outplacement + Personalberatung: Anbieter, die beide Seiten bedienen, geraten in Interessenkonflikte: Man schickt Kandidaten „ins Rennen“, obwohl es objektiv nicht passt – Erwartungsdruck statt Eignung.
Arbeitgeber-Outplacer sind nicht Ihr Anwalt: Ein Großteil der Outplacement-Mandate kommt vom Arbeitgeber. Das verringert nicht nur die Ergebnis-Kontrolle, sondern erzeugt auch die Illusion, Outplacement sei ein „Geschenk“ – tatsächlich mindert es faktisch die Abfindung. Die Metapher „Scheidungsanwalt der Gegenseite“ bringt das Dilemma auf den Punkt. Wichtig: Sie entscheiden, mit wem Sie arbeiten, auch wenn der Arbeitgeber zahlt!
Datenbank-Mythos: „Zugang zu unserer Datenbank“ taugt als Verkaufsversprechen, hilft aber ohne Profi-Abfrage, analytische Auswertung und aktive Ansprache wenig. Starke Anbieter erklären, warum sie nicht auf Knopfdruck arbeiten – und was ihre Research-Methodik konkret leistet.
Gruppen-Rituale statt Wirkung: Wenn das Leistungsversprechen vor allem auf Workshop-Serien, offensichtlichen Leih-Büros und „Hilfe zur Selbsthilfe“ beruht, fehlt oft der Markthebel. Für Top-Führungskräfte zählt Einzel- und Umsetzungsarbeit – nicht Beschäftigungstherapie.
Kostenlogik prüfen: Unbefristete Outplacement-Pakete sind teuer – gängig sind rund 20 % des Jahreseinkommens plus Pauschalen. Viele enthalten Bausteine, die Top-Manager nicht benötigen. Fragen Sie explizit nach befristeten, modularen Varianten und nach einer Leistungsbeschreibung, die auf Ihr Ziel einzahlt.
„Großzügige“ Budgets entzaubern: Outplacement-Rechnungen von 75.000 € zzgl. MwSt. sind kein Geschenk des Hauses, sondern gehen faktisch zulasten Ihrer Abfindung. Lenken Sie Ressourcen dorthin, wo Marktwirkung entsteht: Research, Dossiers, Entscheider-Ansprache, Angebots- und Vertragsbewertung.
Vertragliche Klarheit: Maßgeblich ist, was schriftlich vereinbart ist: Mengen (Zielfirmen, Ansprechpartner), Taktung (Ansprache, Reporting), Dossiers als Lieferobjekte, Meilensteine und Eskalationslogik. Fordern Sie Beispiele und Referenzen ein; pauschale „Netzwerk“- oder „Datenbank“-Floskeln ersetzen keine überprüfbaren Leistungen.
Auf Top-Level ist Diskretion Währung – das Vertrauen der relevanten CEOs, Aufsichtsräte und Beiräte haben nur wenige, sehr professionelle Berater. Nutzen Sie dieses Kapital gezielt, statt Massenmails in den Markt zu drücken. Ein wirksamer Anbieter kuratiert die Kontakte zu den wenigen wirklich relevanten Headhuntern auf Ihrem Level – nicht zu 4.000+ allgemeinen Adressen.
Gleichzeitig gilt: Headhunter arbeiten mandatsgetrieben. Ein seriöser Karriereberater wird darum nie versprechen, „Sie bei Headhuntern unterzubringen“, sondern erklärt, wie Ihre Unterlagen so aufbereitet werden, dass sie für ausgewählte Searcher und Entscheider sofort als seriös geprüft erkennbar sind – und wie er parallel Direktzugänge in Unternehmen orchestriert.
Achten Sie auf eine stringente Prozesskette: Positionierung → Zielfirmenliste → Zielpersonen → Unterlagen (Anschreiben, Lebenslauf, ggf. englische Version) → Executive-Branding (soziale Medien, Managerporträtfilm) → Interview-Training → Unternehmens- und Managementdossiers → Angebots- und Vertragsberatung. Diese Orchestrierung verhindert Fehlstarts, beschleunigt Gespräche und verbessert die Qualität von Entscheidungen messbar.
Der bewährte 10-stufige V&D-Prozess bündelt genau diese Bausteine in einer klaren Architektur. Jeder Schritt – von der Schärfung der Positionierung über Research, Zielfirmen- und Zielpersonenlisten bis hin zu Executive-Branding, Interview-Training und der Begleitung bei Vertragsverhandlungen – ist Teil einer durchdachten Gesamtstrategie. Das Besondere: Die einzelnen Module greifen ineinander wie Zahnräder. So entsteht ein stringenter, geschlossener Prozess, der sicherstellt, dass keine kritische Lücke bleibt und Führungskräfte im gesamten Verlauf – vom ersten Pitch bis zum unterschriebenen Angebot – systematisch unterstützt werden.
Stellen Sie diese Fragen bei der Wahl Ihres Karriereberaters sachlich, aber bestimmt – und verlangen Sie Belege statt wohlklingender Worte:
Die richtige Karriereberatung erkennen Sie nicht an großen Worten oder Showrooms, sondern an Research-Exzellenz, Tempo in der Marktbearbeitung, Diskretion und vertraglicher Klarheit. Meiden Sie Doppelrollen, entzaubern Sie „großzügige“ Budgets, und bestehen Sie auf überprüfbaren Lieferobjekten wie Unternehmens- und Managementdossiers. Setzen Sie Ihr Budget dort ein, wo Chancen entstehen – in Research, Entscheider-Ansprache und kluger Angebots-/Vertragsbewertung – statt in teuren Paket-Ritualen. So erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, genau dann im Spiel zu sein, wenn es in der latenten Vakanz ernst wird.
Merksatz: Sie entscheiden, mit wem Sie arbeiten – selbst wenn der Arbeitgeber zahlt. Und Sie entscheiden, was genau geliefert wird – indem Sie es präzise vertraglich festhalten.
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